Forschungsprojekt

Imaginäre Wappen im deutsch- und französischsprachigen Raum (13.–16. Jahrhundert)

Doktorand


Wappen sind eine bedeutende Innovation des Mittelalters. Sie erlaubten eine neuartige Repräsentation von physischen Personen und Körperschaften, aber auch von Gestalten, die der zeitgenössischen Vorstellungswelt angehörten, zum Beispiel ideale Heldenfiguren, fiktive Vorfahren oder ferne Herrscher. Diese Wappenzuschreibungen werden unter der Kategorie imaginärer Wappen (armoiries imaginaires) gefasst.

Das Dissertationsprojekt untersucht imaginäre Wappen in Quellen aus dem deutsch- und französischsprachigen Raum aus einer wissenshistorischen Perspektive. Ziel ist es, eine isolierende Betrachtungsweise der imaginären Wappen als Spezialfall der mittelalterlichen Heraldik zu hinterfragen und zu einer Neubewertung zu gelangen. Im Zentrum der Analyse stehen die unterschiedlichen Wissenselemente, die sich in den Wappen verbanden, und die Kontexte, in die imaginäre Wappen als sinnhaftes Wissen Eingang fanden. Dieser Ansatz ermöglicht es einerseits, zeitgenössische Diskurse, die über die Wappen verhandelt wurden, sichtbar zu machen; andererseits lassen sich auf diese Weise sowohl Prozesse des Wandels und der Neukontextualisierung als auch spezifische Akteursinteressen in den Blick nehmen.

Im Zentrum der Analyse stehen die unterschiedlichen Wissenselemente, die sich in den Wappen verbanden, und die Kontexte, in die imaginäre Wappen als sinnhaftes Wissen Eingang fanden.

Um dieses Vorhaben umsetzen zu können, konstituiert sich das Projekt aus mehreren zusammenhängenden Fallstudien, die in der longue durée vom 13. bis 16. Jahrhundert Prozesse des Entstehens und Wandels von Wissen nachvollziehbar machen sollen. Ausgangspunkt bilden jeweils ausgewählte Quellen, die imaginäre Wappen in größerer Zahl vereinen: in erster Linie Wappenbücher und -chroniken, die mit einer Vielfalt an Quellen, nicht zuletzt mit materiell-bildhaften Quellen wie Münzen, Medaillen oder Fahnen, in Bezug gesetzt werden. Fürstenhof und Stadt bilden dabei die bevorzugten räumlich-sozialen Kontexte, aus denen die Quellen stammen.

Abbildung: Wappenbuch des Konrad Grünenberg, Konstanz (etwa 1480er Jahre), München, BSB, Cgm 145, S. 61 (Ausschnitt), urn:nbn:de:bvb:12-bsb00035320-0, CC BY-NC-SA 4.0.