06.03.2018

Das Ende des Krieges: Frankreich, Deutschland und Europa (1917‒1923)

Nationalisme et révisionnisme dans l’après-guerre. Les traités de paix et l’Europe de l’Est

  • 20. und 21. Jahrhundert Vortrag
  • 18:30 Uhr (06.03.) - 20:30 Uhr (06.03.)
  • DHIP

Isabelle Davion (Paris)

Jochen Böhler (Jena)

Zu den Vorträgen:

Die Friedensverträge werden in einem längeren Kontext betrachtet, der vom Jahr 1917 bis in die frühen 1920er Jahre hinein reichte. Zunächst hatten die in dieser Zeit anhaltenden Kämpfe einen entscheiden Einfluss auf die Waffenstillstandsverhandlungen und den Frieden selbst, insbesondere was die künftigen territorialen Grenzen betraf. Weiter bietet die Beobachtung ihrer Umsetzung die Möglichkeit einer näheren Analyse. So lässt sich feststellen, dass das Spektrum des Revisionismus in den Verträgen selbst vorhanden war. Deren Struktur und Aufbau ließen deutlich mehr Spielraum, als man heute meinen würde, und boten so die Gelegenheit, bestimmte Beschlüsse abzuändern. Die entscheidenden Fragen, was die neuen staatlichen Grenzen anging, blieben zum Teil völlig offen. Der Rückgriff auf das Referendum führte dazu, dass Mittel- und Osteuropa zu einem Laboratorium des Selbstbestimmungsrechts der Völker wurden. Doch mit Beginn der 1920er Jahre führte dieses Recht zu unlösbaren Konflikten und einem grundlegenden Dilemma: War die Selbstbestimmung ein juristisch fundiertes Instrument oder basierte es nicht viel mehr auf dem Recht des Stärkeren? Begünstigte sie die Durchführung von Staatsstreichen oder die Umsetzung der Massendemokratie?

Die Veranstaltung ist Teil der Reihe »Les sorties de guerre – France, Allemagne, Europe 1917-1923«, organisiert vom DHIP und der Mission du Centenaire de la Première Guerre mondiale.

Der Waffenstillstand vom 11. November 1918 eröffnete eine Phase langwieriger und komplexer Friedensverhandlungen, die im Kontext von Grenzverschiebungen und territorialer Neuordnung stattfanden. Dabei bedeutete der Waffenstillstand nicht das sofortige Ende von Kampfhandlungen und Gewalt, er wich oftmals Phasen revolutionärer Spannungen und Erhebungen, die die Geschichte der Zwischenkriegszeit zutiefst prägten. Parallel suchten die europäischen Gesellschaften, die Folgen des Krieges zu bewältigen. Sie entwickelten ein zum Teil widersprüchliches Gedenken an den Krieg, der mit hohen Opfern und Gefallenen verbunden war, in Deutschland und Frankreich aber auch den Beginn einer neuen politischen und sozialen Ära bedeutete. Der Krieg hatte das Ende der Belle Epoque besiegelt, um zugleich dem Internationalismus und Pazifismus der 1920er und 1930er Jahre zum Aufschwung zu verhelfen.
Vier große Themen, die miteinander verflochten sind und sich gegenseitig bedingen, gehen aus der geschilderten Problematik hervor: Revolution, Friedensverträge, Wiederaufbau, Gedenken.

Informationen und Anmeldung: event@dhi-paris.fr