Forschungsprojekt

Die Identitätsfeststellung im Kontext der Abschaffung der Sklaverei: Verfahren und Praktiken kolonialer und einheimischer Bürokratien, 1848–1905 (Saint-Louis und Gorée)

Doktorandin

2015–Januar 2019

(Stand: Januar 2019, diese Seite wird nicht weiter aktualisiert.)


Mein Forschungsinteresse gilt der Identitätsfeststellung von häuslich-persönlichen Unfreien (captifs de case) in den Kolonialstädten Saint-Louis und Gorée zum Zeitpunkt der Abschaffung der Sklaverei in den französischen Besitzungen und Kolonien im Jahre 1848. Mein Ziel ist es, die politischen Maßnahmen und Praktiken der Kolonialbehörden zur Identifizierung zu analysieren, die sich im Rahmen der Ausschüttung einer finanziellen Entschädigung an die Herren sowie der Umsetzung des Abolitionsdekrets entwickelten, welche in beiden Städten auf zahlreiche Widerstände stieß. Untersuchen möchte ich die Etablierung einer Staatsbürokratie im Bereich der Kontrolle und Identifizierung sowie die Art und Weise, in der die Herren, die bisweilen großen Konzessionsunternehmen vorstanden, ihren häuslichen Bereich »verwalteten«.

Zwei Typen von Verwaltungsdokumenten sind sowohl Gegenstand als auch Quelle dieser Untersuchung: An erster Stelle die »Freilassungszertifikate« (certificats d’affranchissement), für die ich die Häufigkeit ihrer Verzeichnung in den Kirchenbüchern überprüfen werde; letztere wurden damals als Personenstandsregister betrachtet, in einer Zeit also, zu der die Kategorie des Personenstands noch kaum entwickelt und allein freien Personen vorbehalten war. An zweiter Stelle steht mit dem »Klassifizierungsantrag« (demande en collocation) ein standardisiertes Verwaltungsdokument – bestehend aus einem Brief an die »Kommission zur Überprüfung der Anträge« und einer namentlichen Liste der Unfreien (captifs) –, welches die Herren an die Kolonialbehörden zu richten hatten, um eine finanzielle Entschädigung zu erhalten.