Pariser Historische Studien

Band 105

Indravati Félicité, Négocier pour exister, Les villes et duchés du nord de l’Empire face à la France 1650–1730, Munich (De Gruyter Oldenbourg) 2016.

» Rezension von Michael North, in: H-France Review 20 (2020).

» Rezension in der Zeitschrift für Lübeckische Geschichte 97 (2017), S. 370-372.

Die deutsch-französischen Beziehungen in der Zeit Ludwig des XIV. wurden oftmals als eine Rivalität zwischen zentralisierter Monarchie und dezentralem Kaiserreich beschrieben. Die damalige französische Diplomatie hat jedoch nicht nur wesentliche Veränderungen im Heiligen Römischen Reich deutscher Nationen, wie etwa auf die Reichsstände hervorgerufen, sondern gibt auch Aufschluss über die innere Funktionsweise des heiligen Römischen Reichs, die Rolle der französischen Diplomatie zu Beginn der Industrialisierung und nicht zuletzt über seine strukturelle Bedeutung für die Entwicklung kleinerer Mächte.
Das Buch betrachtet die hanseatischen Städte Lübeck, Bremen und Hamburg, sowie die Herzogtümer Gottorf und Mecklenburg-Schwerin in einer Zeitspanne von 1650 bis 1730 in ihrem ständigen Bemühen sich im Konzert der Großmächte und insbesondere gegenüber Frankreich weiter zu behaupten. Die diplomatischen Anstrengungen gegenüber den anderen Großmächten zeigen den Zusammenhang zwischen  auswärtiger Politik und politischer Existenz. Die Vertreter und Entscheidungsträger in dieser ungleichgewichtigen Beziehung zwischen »dem größten König der Welt« und den Städten und Herzogtümern in Norddeutschland werden in ihrem Alltag beschrieben. Die Entscheidungsprozesse und Traditionen, wie die der Hanse waren sowohl Überlebensstrategie, als auch Schlüssel zur Modernität. In dem von Kriegen gebeutelten Europa, das sich nach dem Frieden sehnte, konnten die Diplomaten der Hansestädte auf sichere Netzwerke zählen, wie etwa der Res republica literaria oder die Netzwerke der Händler.