06.02.2018

Das Ende des Krieges: Frankreich, Deutschland und Europa (1917‒1923)

Reconstruire les »terres aplaties«

  • 20. und 21. Jahrhundert Vortrag
  • 18:30 Uhr (06.02.) - 20:30 Uhr (06.02.)
  • DHIP

Philippe Nivet (Picardie), Der Wiederaufbau Frankreichs nach dem Ersten Weltkrieg

Isabell Koch (Düsseldorf), Deutsche Kriegsgefangene in Frankreich nach 1918

Zum Vortrag von Philippe Nivet, Der Wiederaufbau Frankreichs nach dem Ersten Weltkrieg:

Die Frage nach dem Wiederaufbau wurde in Frankreich noch vor Kriegsende aktuell. Architekten stellten Überlegungen dazu an, wie sie aus der Zerstörung der Kriegsgebiete im Osten des Landes einen Nutzen für die Modernisierung der darauf angesiedelten Dörfer und Städte ziehen konnten. Außerdem wurden die ersten staatlichen Körperschaften für den Wiederaufbau ins Leben gerufen (ORA, ORI…). Gleichzeitig setzte eine Debatte zu der Frage an, ob die Ruinen, insbesondere zerstörte historische Monumente, als Zeugnis des Krieges und der deutschen Barbarei erhalten werden sollten.
Der Vortrag thematisiert damit Beginn und Entstehung der Initiativen zum Wiederaufbau, geht anschließend auf deren Akteure ein, die mit dem Mangel an Arbeitskräften umgehen mussten, von dem Frankreich am Ausgang des Krieges betroffen war. Schließlich geht der Vortrag auf den Wiederaufbau der Gemeinden, Dörfer und Städte ein und eruiert, ob es sich hierbei um eine »reconstitution«, laut des zeitgenössischen Terminus, oder um eine Modernisierung der zerstörten Gebiete handelte.


Zum Vortrag von
Isabell Koch, Deutsche Kriegsgefangene in Frankreich nach 1918:

Der Vortrag möchte die Situation der deutschen Kriegsgefangenen in Frankreich nach dem Waffenstillstand 1918 untersuchen. Bis zum Ende des Jahres 1918 war die Zahl der deutschen Gefangenen in Frankreich auf beinahe 400 000 gestiegen. Während die alliierten Kriegsgefangenen in den Wochen und Monaten nach dem Waffenstillstand repatriiert wurden, mussten die meisten deutschen Gefangenen zunächst weiterhin in französischem Gewahrsam bleiben, ohne zu wissen, wann man sie entlassen würde. Völkerrechtswidrig wurden sie unter Aufsicht von Zivilverwaltung und Armee zur Trümmer- und Munitionsräumung und zum Wiederaufbau in den befreiten Départements eingesetzt. Erst relativ spät, zu Beginn des Jahres 1920 nach Inkrafttreten des Versailler Vertrages, durften die letzten deutschen Gefangenen nach Deutschland zurückkehren. Der Vortrag nähert sich der besonderen Problematik der deutschen Kriegsgefangenen in Frankreich gegen Kriegsende und in der unmittelbaren Nachkriegszeit aus unterschiedlichen Perspektiven.

Die Veranstaltung ist Teil der Reihe »Les sorties de guerre – France, Allemagne, Europe 1917-1923«, organisiert vom DHIP und der Mission du Centenaire de la Première Guerre mondiale.

Der Waffenstillstand vom 11. November 1918 eröffnete eine Phase langwieriger und komplexer Friedensverhandlungen, die im Kontext von Grenzverschiebungen und territorialer Neuordnung stattfanden. Dabei bedeutete der Waffenstillstand nicht das sofortige Ende von Kampfhandlungen und Gewalt, er wich oftmals Phasen revolutionärer Spannungen und Erhebungen, die die Geschichte der Zwischenkriegszeit zutiefst prägten. Parallel suchten die europäischen Gesellschaften, die Folgen des Krieges zu bewältigen. Sie entwickelten ein zum Teil widersprüchliches Gedenken an den Krieg, der mit hohen Opfern und Gefallenen verbunden war, in Deutschland und Frankreich aber auch den Beginn einer neuen politischen und sozialen Ära bedeutete. Der Krieg hatte das Ende der Belle Epoque besiegelt, um zugleich dem Internationalismus und Pazifismus der 1920er und 1930er Jahre zum Aufschwung zu verhelfen.
Vier große Themen, die miteinander verflochten sind und sich gegenseitig bedingen, gehen aus der geschilderten Problematik hervor: Revolution, Friedensverträge, Wiederaufbau, Gedenken.

Informationen und Anmeldung
: event@dhi-paris.fr