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Call for Papers: Die Shoah als europäisches Projekt?

Neue Täterforschung in transnationaler Perspektive

Internationale Konferenz am Deutschen Historischen Institut Paris
Daten: 14.–16. März 2023

Inwiefern die Shoah als ein europäisches Projekt zu verstehen ist, fragten jüngst so prominente Holocaust-Forschende wie Mary Fulbrook und Thomas Sandkühler.1 Die Deutschen waren seit der nationalsozialistischen Machtübernahme die Vordenker und Praktiker einer systematischen Diskriminierung, Ausgrenzung und schließlich Ermordung der Juden in Deutschland. In den Kriegsjahren waren die deutschen Besatzer unbestritten die Initiatoren, Architekten und Vollstrecker der Judenvernichtung in Europa. Doch überall fanden sie Helfershelfer und Partner bei der Ghettoisierung, Deportation und Ermordung von Juden. Während es bereits wichtige Studien zur Mittäterschaft in einzelnen besetzten Ländern gibt, fehlt bislang ein interpretatorischer Rahmen, mit welchem die Verstrickung in die Shoah als transnationales Phänomen beschrieben und erklärt werden kann. Denn obschon die Holocauststudien in den letzten Jahrzehnten zunehmend internationaler geworden sind, wird in diesem so prominenten Forschungsfeld das Instrumentarium der transnationalen Geschichte (d. h. die Frage nach Transfers von Wissen und Praktiken, der systematische Vergleich, die Suche nach einem übergeordneten interpretatorischen Rahmen) wenig genutzt, wenn es um die (Mit-)Täterschaft nichtdeutscher Gesellschaften geht. Die Tagung will dazu beitragen, die europäische Dimension der Täterschaft während der Shoah konzeptionell, komparatistisch und begrifflich zu erfassen, um nach den Möglichkeiten einer shared oder entangled history auf diesem Feld zu fragen.

Bewerbungsfrist: 24. Juli 2022

» zum Call for Papers (dt)

» zum Call for Papers (eng)


1Zuletzt: Mary Fulbrook, The Holocaust as a European Project. Keynote Lecture während der Konferenz Holocaust and the Cold War am Fritz-Bauer-Institut, 26.5.2021; Thomas Sandkühler, Das Fußvolk der »Endlösung«. Nichtdeutsche Täter und die europäische Dimension des Völkermords, Darmstadt 2020.