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Call for papers: Visuelle Repräsentationen des Parlamentarismus seit 1789.

Ein europäisches Panorama

Organisiert von: Dr. Andreas Biefang (Kommission für Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien, Berlin); Dr. Jürgen Finger (Deutsches Historisches Institut, Paris)
Wo: DHIP
Wann: 26.–28. November 2025
Bewerbungsfrist: 15. Dezember 2024

Ohne Bilder kann der moderne Parlamentarismus nicht existieren. Als repräsentative Herrschaftsform, die auf tendenziell freien Wahlen und dem freien Mandat beruht, ist er auf schriftliche, mündliche und visuelle Kommunikation mit dem »Volk« angewiesen, um das Vertrauen der Wähler in die politische Vertretung herzustellen und zu erhalten. Denn die politische Repräsentation im Parlament ist, wie Hans Kelsen bereits 1926 schrieb, eine »Fiktion«, deren Glaubwürdigkeit kommunikativ permanent bestätigt werden muss. Seit dem späten 18. Jahrhundert entstanden deshalb in Großbritannien und Frankreich sowie in der Folge in allen Staaten, die moderne Parlamente einrichteten, zahlreiche visuelle Zeugnisse des parlamentarischen Lebens – entweder als Selbstdarstellung der Parlamente und der Abgeordneten oder als Zuschreibung durch Bildjournalisten, Fotografen, Karikaturisten und künstlerische Beobachter. Sie wurden als öffentliche Bilder durch vielfältige Medien verbreitet und wurden teil eines öffentlichen Diskurses über den Parlamentarismus.

Diese weit gestreute Überlieferung wurde bislang nur punktuell untersucht und selten für die historische Parlamentarismusforschung fruchtbar gemacht. Vor allem fehlt eine gesamteuropäische Perspektive, die vergleichende Aussagen über die jeweiligen parlamentarischen Öffentlichkeitsregime erlaubte: Nur durch die Betrachtung von Gemeinsamkeiten und Unterschieden lässt sich die Frage beantworten, ob und inwieweit es eine geteilte, spezifisch europäische Bildsprache des Parlamentarismus gab oder gibt. Die Entschlüsselung der Semantik der parlamentsbezogenen Bilder erlaubt es, die machtpolitische Stellung der Parlamente in den jeweiligen institutionellen Ordnungen präziser zu erfassen.

Die Vorträge der Tagung sollen Bausteine zu einem europäischen Panorama parlamentarischer Bilderwelten liefern, und zwar für den Zeitraum von der Französischen Revolution bis in die 1930er Jahre, als nicht nur in politischer Hinsicht, sondern mit der Bedeutungszunahme des Rundfunks und des Films auch mediengeschichtlich eine neue Epoche begann. Die Beiträge können die Parlamente auf der nationalen oder auch auf der föderalen Ebene betreffen, auch diachrone oder synchrone Vergleiche sind möglich. Unter anderem sind Vorschläge zu folgenden Themenbereichen erwünscht: (Bild-)Medienwandel zu Beginn, während und am Ende des vorgeschlagenen Zeitraums, Bildnisse von Abgeordneten, Parlamentarismus und Historienmalerei, Parlamentarismus und Karikatur, Parlamentarismus in der illustrierten Presse, Frauenwahlrechtsbewegungen, Frauen als Parlamentarierinnen, Wahlkämpfe und Wahlen, Parlamente in der Produktwerbung, visueller Antiparlamentarismus etc.

Im Sinne der historischen Bildforschung ist die Tagung interdisziplinär ausgerichtet. Insbesondere sind Beiträge aus den Geschichts-, Medien- und Kunstwissenschaften erwünscht. Wir laden ausdrücklich auch Nachwuchswissenschaftler/innen ein, Vorschläge einzureichen.

 

Ihre Vorschläge für einen ca. zwanzigminütigen Vortrag (etwa 2.000 Zeichen und unter Angabe Ihrer institutionellen Anbindung) bitten wir bis zum 15.12.2024 an Andreas Biefang (biefang@kgparl.de) und Jürgen Finger (j.finger@dhi-paris.fr) einzureichen.

Konferenzsprachen sind Französisch, Englisch und Deutsch.

Die Kosten für Reise und Unterkunft (i.d.R. zwei Übernachtungen) der Referentinnen und Referenten werden von den Veranstaltern übernommen.

» Zum Call for Papers auf Deutsch und Englisch (PDF)

 

Bildnachweis: Honoré Daumier, Si je n’allais pas être réélu ! Actualités No. 26. Quelle: Musée Carnavalet (Inv. G.3120), Lizenz CC-0 1.0 Universal.