Pressemitteilung

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14. Dezember 2020

Stefan Martens wird für 37 Dienstjahre am Deutschen Historischen Institut Paris geehrt

Zum Jahresende 2020 wird Stefan Martens nach 37 Dienstjahren aus dem DHI Paris verabschiedet. Aus diesem Anlass überreichte ihm Thomas Maissen, Direktor des DHIP, am 7. Dezember eine Urkunde, mit der ihm die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Anja Karliczek, »für die der Bundesrepublik Deutschland geleisteten treuen Dienste Dank und Anerkennung« aussprach.

Stefan Martens studierte Geschichte und Philosophie in Frankfurt am Main und in Münster/Westfalen. Nach der Promotion im Jahre 1983 bei Klaus Hildebrand zur Rolle Hermann Görings in der Außenpolitik des Dritten Reiches wurde er zunächst Mitarbeiter und später Leiter der Abteilung Zeitgeschichte am DHIP. Von 2002 bis zu seinem Ausscheiden war er Stellvertretender Direktor des Instituts. 2015 wurde Stefan Martens für seine Verdienste um die deutsch-französische Zusammenarbeit im Bereich der Forschung durch die französische Ministerin für Kultur und Kommunikation, Fleur Pellerin, zum Ritter des Ordens der Künste und der Literatur ernannt.

Standen am Institut zunächst für ihn die deutsch-französischen Beziehungen in der Zwischenkriegszeit im Mittelpunkt, hat er sich in den letzten Jahren in seinen Forschungen vor allem mit der Geschichte des Zweiten Weltkriegs und des Alltags unter deutscher Besatzung beschäftigt. So war er Mitherausgeber der sehr erfolgreichen Briefsammlung »Comme un Allemand en France. Lettres inédites sous l’Occupation 1940–1944« (Iconoclaste, Paris 2016). Im Herbst 2021 erscheint beim Verlag Brill in Leiden eine umfangreiche Dokumentation in zwei Bänden, die aus dem von Tatjana Tönsmeyer, Peter Haslinger, Irina Sherbakowa, Włodzimierz Borodziej und Stefan Martens geleiteten internationalen Forschungsnetzwerk »Societies under German Occupation – Experiences and Memory in World War II« hervorgegangen ist.

Die Lageberichte des deutschen Militärbefehlshabers in Frankreich und die Synthesen der Berichte der französischen Präfekten während der Besatzungszeit 1940–1944 waren ein weiteres der von Stefan Martens am DHIP betreuten Forschungsprojekte. Die daraus entstandene kommentierte Online-Edition der Berichte betreut das Institut d’histoire du temps présent als Projektpartner. Über die Adresse: https://www.ihtp.cnrs.fr/content/rapports-des-prefets-1940-1944 ist es ebenso online verfügbar wie die von Stefan Martens in Zusammenarbeit mit Corinna von List erstellte interaktive Karte der deutschen und französischen Dienststellen im besetzten Frankreich während der Zweiten Weltkriegs: http://www.adresses-france-occupee.fr/. Stefan Martens wirkte darüber hinaus in zahlreichen deutschen und französischen Gremien sowie Beiräten und wurde in den Medien häufig als Experte befragt, insbesondere zur Militärgeschichte des 20. Jahrhunderts.

Mit seinen viel beachteten Veröffentlichungen, der Organisation und Publikation von internationalen Tagungen, der Mitarbeit bei der Übersetzung zentraler Quellen, wie den Tagebüchern von Joseph Goebbels oder der kritischen Edition von »Mein Kampf«, hat Stefan Martens als Experte für die Besatzungszeit 1940–1945 und die Geschichte des nationalsozialistischen Europa entscheidend dazu beigetragen, dass diese zusammen mit dem Ersten Weltkrieg schmerzhafteste Epoche der deutsch-französischen Geschichte am Pariser Institut und weit darüber hinaus ergebnisoffen, produktiv und ohne Vorurteile diskutiert werden kann.
 

Publikationen (Auswahl)

Monographien, kollektive Werke
Herrmann Göring. »Erster Paladin des Führers« und »Zweiter Mann im Reich«, Paderborn 1985 (Sammlung Schöningh zur Geschichte und Gegenwart).
(mit Volker Knopf), Görings Reich. Selbstinszenierung in Carinhall, Berlin 1999, 8. erweiterte Auflage, Berlin 2019.
(mit Heinz-Gerhard Haupt, Ernst Hinrichs, Heribert Müller, Bernd Schneidmüller, Charlotte Tacke), Geschichte Frankreichs, Hg. von Ernst Hinrichs, Stuttgart 1994, 6. aktualisierte und erweiterte Auflage, Stuttgart 2014, S. 365–506.

Herausgeberschaften
(mit Aurélie Luneau, Jeanne Guérout), Comme un Allemand en France. Lettres inédites sous l’Occupation 1940–1944, Paris 2016.
(mit Jörg Echternkamp), Experience and Memory. The Second World War in Europe, New York, Oxford 2013.
(mit Gaël Eismann), Occupation et répression militaire allemandes 1939–1945. La politique de »maintien de l’ordre« en Europe occupée, Paris 2007 (Collection Mémoires/Histoire).
Frankreich und Belgien unter deutscher Besatzung 1940–1944. Die Bestände des Bundesarchiv-Militärarchivs Freiburg, bearbeitet von Sebastian Remus. Préface de Martine de Boisdeffre et de Hartmut Weber, Stuttgart 2002 (Instrumenta, 7).
(mit Andreas Nielen), Introduction, in: La France et la Belgique sous l’occupation allemande 1940–1944. Les fonds allemands conservés aux Centre historique des Archives nationales. Inventaire de la sous-série AJ40. Paris 2002, S. 9–79.
Vom »Erbfeind« zum »Erneuerer«. Motive und Aspekte der französischen Deutschlandpolitik nach dem Zweiten Weltkrieg, Sigmaringen 1993 (Beihefte der Francia, 27).
(Hg. unter Mitarbeit von Martina Kessel) Documents diplomatiques français sur l’Allemagne – Französische Diplomatenberichte aus Deutschland. 9. Januar – 31. Dezember 1920, 2 Bde., Bonn 1992/1993 (Pariser Historische Studien, 33).

Mitgliedschaften, Beiräte
Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats des AlliiertenMuseums in Berlin
Conseil scientifique du mémorial de Caen – Cité de l’histoire de la Paix
Conseil scientifique du Musée de la Libération de Paris – musée du général Leclerc – musée Jean Moulin
Conseil scientifique du Musée de l’ordre de de la Libération
Conseil scientifique du mémorial du Mont Valérien
Comité pour l’histoire des anciens combattants
Conseil scientifique de la fondation Charles de Gaulle


Das Deutsche Historische Institut Paris (DHIP), gegründet 1958 und seit 2002 Teil der Max Weber Stiftung, ist ein historisches Forschungsinstitut im Zentrum von Paris. Das DHIP betreibt eigene Forschung und unterstützt gleichzeitig Forscherinnen und Forscher, die zur westeuropäischen Geschichte arbeiten und dazu Recherchen in Frankreich oder Deutschland vornehmen. Seit 2015 ist der geographische Fokus des Instituts erweitert: In Kooperation mit der Universität Cheikh Anta Diop in Dakar arbeitet eine Forschungsgruppe zum subsaharischen Afrika. Durch seinen Standort, sein internationales Team und sein dichtes Netz an Kooperationspartnern vermittelt das DHIP zwischen verschiedenen Wissenschaftskulturen und fördert eine international ausgerichtete Geschichtsschreibung. Forschenden unterschiedlicher Herkunft, unterschiedlicher methodischer Ausrichtung und unterschiedlichen Alters den Austausch und den Dialog zu ermöglichen, ist die zentrale Aufgabe des Instituts.

Weitere Informationen:
https://www.dhi-paris.fr/institut/team/wissenschaft/stefan-martens.html
https://www.dhi-paris.fr/forschung/neuere-und-neueste-geschichte/der-zweite-weltkrieg-alltag-unter-deutscher-besatzung.html
https://www.dhi-paris.fr/forschung/neuere-und-neueste-geschichte/die-politik-der-repression-und-der-gewalt-1939-1953.html
    
Kontakt:
Jeannette Franke
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
E-Mail: presse@dhi-paris.fr
Tel.: +33 (0)1 44 54 23 80

Deutsches Historisches Institut Paris
8 rue du Parc-Royal
75003 Paris