Drängende Gegenwarten

Imaginationen, Diagnostiken, Problematisierungen

Was bedeutet es, sich der eigenen Gegenwart auszusetzen, eine Gegenwart als solche zu erkennen und zu beschreiben und sie zum Objekt der Reflexion, ja zum Problem zu erheben? Im Themenschwerpunkt »Drängende Gegenwarten« interessieren wir uns dafür, wie in vergangenen Gesellschaften die jeweils eigene Gegenwart als solche erlebt und in verschiedenen Medien reflektiert und problematisiert wurde.

Von empirischen Beispielen ausgehend, diskutieren wir Akteurinnen und Akteure, Formate, Rhetoriken und Temporalitäten historischer Gegenwartsbezüge in Deutschland und Frankreich. Wir fragen, wie Imaginationen und Diagnostiken des Gegenwärtigen Eingang fanden in konkrete Debatten, etwa über ökonomisches Wissen, Moral, nationale Identitätskonstruktionen, über Staatsverschuldung oder die Planung städtischen Wohnraums.

Daraus entwickeln wir allgemeinere Fragen mit Anschlussmöglichkeit an deutsch- und französischsprachige Historiografien. Der Blick auf »drängende Gegenwarten« verspricht neue Erkenntnisse über die Logik von kollektiven Aushandlungsprozessen in Transformationsphasen; über die Rolle von imaginaires in der Produktion von Gesellschaftswissen; über die Sprache, die Gegenwarten beschreibt oder emotionalisiert; über die Dialektik von Vorstellungen von Gesellschaft und sozialen Praktiken; und über Kulturen von Zeitlichkeit zwischen Mittelalter und »Moderne«.

 

Bildnachweis: Hans Troschel, nach Simon Vouet, Format et illustrat, ca. 1610-1628, open access, https://www.metmuseum.org/art/collection/search/393576.

Veranstaltungen

10. Juni 2025, 9:30–17:00 Uhr