Frühe Neuzeit

Forschungsprojekt

Die »Verwüstung der Kurpfalz« im Neunjährigen Krieg (1688–1697). Gewaltpraktiken in der Armee Ludwigs XIV. im Südwesten des Heiligen Römischen Reiches


In seinem Forschungsprojekt untersucht Loïc Oberdorfer die Gewaltkultur der französischen Armee während des Neunjährigen Krieges in den südwestlichen Territorien des Heiligen Römischen Reiches. Charakteristisch für den Neunjährigen Krieg ist das Fehlen großer Feldschlachten und die Dominanz des sogenannten Kleinen Krieges, einer Art Guerillakrieg. Leichte Kavallerieeinheiten der Franzosen standen den einheimischen »Schnapphähnen« bewaffneten Bauerngruppen gegenüber, die von Frankreich nicht als legitime Kriegspartei angesehen wurden. Dies begünstigte extreme Gewaltpraktiken, die Zeitgenossen beklagten.

Welche Praktiken galten in der französischen Armee auf normativ-diskursiver Ebene als illegitime Gewalt? Lässt sich religiöse oder sexualisierte Gewalt nachweisen? Welche disziplinarischen Konsequenzen hatte illegitime Gewalt in der französischen Armee?

Im Zentrum stehen folgende Fragen: Welche Praktiken galten in der französischen Armee auf normativ-diskursiver Ebene als illegitime Gewalt? Lässt sich religiöse oder sexualisierte Gewalt nachweisen? Welche disziplinarischen Konsequenzen hatte illegitime Gewalt in der französischen Armee? Im Mittelpunkt steht die Gewalt gegen Kombattanten und Nichtkombattanten sowie gegen Objekte, zu denen Gebäude wie das Heidelberger Schloss , aber auch landwirtschaftliche Ressourcen zählten.

Das Forschungsprojekt überprüft insbesondere zwei Forschungsnarrative: Zum einen die These von der »Humanisierung« des Krieges und der »Einhegung« der Gewalt am Ende des 17. Jahrhunderts, zum anderen die Annahme, Frankreich habe in seiner Kriegführung eine »Strategie der verbrannten Erde« verfolgt und es habe eine spezifisch »französische« Gewaltkultur gegeben.

 

Bildnachweis: Georg Autsch, Detail einer Gedenkmünze: Einfall der Franzosen in das Rheingebiet, 1688, Durchmesser 4.5 cm. Nürnberg, Rijksmuseum Amsterdam, Public Domain, https://www.rijksmuseum.nl/en/collection/NG-VG-1-1389.