Pariser Historische Studien

Band 110

Sonja Hillerich, Deutsche Auslandskorrespondenten im 19. Jahrhundert. Die Entstehung einer transnationalen journalistischen Berufskultur, Berlin (De Gruyter) 2018.

» Rezension von Norman Domeier, in: H-Soz-Kult, 06.07.2018.

Fake News, Lügenpresse und alternative Fakten, verweigerte Akkreditierung, Verhaftung oder Ausweisung – diese Schlagworte umreißen die drängendsten Herausforderungen, mit denen Auslandskorrespondenten aktuell konfrontiert sind, und offenbaren die Brisanz der Beziehungen zwischen Presse und Politik zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Ein guter Grund, den Blick auf die Anfänge der journalistischen Berufskultur im 19. Jahrhundert zu lenken, als Journalisten ebenfalls mit staatlichen Repressionen, unzugänglichen Politikern und konkurrierenden Weltdeutungen konfrontiert waren. Da letztere besonders in der Außenpolitik virulent waren, wo zu parteipolitischen auch noch nationale Differenzen kamen, stehen hier die Auslandskorrespondenten im Fokus: Wie wurden im 19. Jahrhundert in Deutschland Auslandsnachrichten gemacht? Wer brachte die Informationen von den Brennpunkten Europas in die deutschen Zeitungen? Welche Arbeitsbedingungen herrschten in London, Paris und Wien? Der Band gibt Einblick in die Berufspraxis deutscher Auslandskorrespondenten von der Märzrevolution bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Er begleitet sie auf die Pressetribüne der Parlamente, legt ihre Kontakte zur europäischen Diplomatie offen, verfolgt ihre Karrierewege sowie ihr Ringen um gesellschaftliche Anerkennung und schildert damit die Entstehung eines journalistischen Wertesystems.