Pariser Historische Studien

Band 113

Sarah Haßdenteufel, Neue Armut, Exklusion, Prekarität. Debatten um Armut in Frankreich und der Bundesrepublik Deutschland, 1970–1990, Berlin (De Gruyter) 2019.

Das außergewöhnliche Wirtschaftswachstum in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ließ in vielen europäischen Gesellschaften den Glauben an die Überwindung der Armut entstehen. Auch wenn Armut in dieser Zeit keineswegs inexistent war, verschwand sie in vielen Ländern weitgehend aus der politischen Debatte – so auch in Frankreich und der Bundesrepublik Deutschland. Nach 1970 kehrte die Armutsfrage jedoch in beiden Ländern auf die politische Agenda zurück.

Unter dem Schlagwort der »neuen Armut« wurden die materiellen Mangellagen diskutiert, die im eigenen, wohlhabenden Land existierten und die auch das wirtschaftliche Wachstum und die Expansion des Sozialstaats nicht beseitigt hatten. Die Studie untersucht diese Repolitisierung des Armutsthemas. Sie analysiert die Debatte um die neue Armut im Hinblick auf deren Semantik, das dort verhandelte Armutsbild sowie die daran beteiligten Akteure und deckt damit die Gründe für die politische Wieder- und Neuentdeckung eines alten, aber lange vernachlässigten Themas auf.