09.11.2022 - 10.11.2022

Die Geschichte des Kaiserreichs erneuern?

Kritische Perspektiven auf das deutsche Reich (1871–1918)

  • Tagung 19. Jahrhundert 20. und 21. Jahrhundert
  • 08:30 Uhr (09.11.) - 17:00 Uhr (10.11.)
  • Palais du Rhin, Straßburg

Organisation: Antonin Dubois (Paris), Corentin Marion (DHIP), Benoit Vaillot (Toulouse/Strasbourg)

In den letzten Jahren ist das 1871 gegründete Kaiserreich in den Mittelpunkt der deutschen historischen sowie öffentlichen Debatte gerückt. Diese Rückkehr erfolgte mit Blick auf Themen wie den Völkermord an den Herero und Nama, Meinungsverschiedenheiten zum Grad der Modernisierung und Demokratisierung des Reichs, Forderungen nach der Restitution von Kunstwerken aus den ehemaligen kolonialen Gebieten, die Frage nach der Verantwortung für den Ersten Weltkrieg – die 2012 vom britischen Historiker Christopher Clark neu gestellt wurde –, bis hin zu Versuchen, insbesondere aus dem rechtsextremen Lager, Preußen bzw. das Kaiserreich zu rehabilitieren.

Diese zahlreichen Debatten wurden auch in Frankreich rezipiert oder zumindest beobachtet, aber noch nicht im Rahmen einer wissenschaftlichen Veranstaltung diskutiert. Diese Tagung setzt sich daher zum Ziel, französische und deutsche Forscherinnen und Forscher in Dialog über Geschichte und Geschichtsschreibung des Deutschen Kaiserreichs zu bringen.

Die anvisierten Diskussionen sind epistemologischer und historiographischer Natur basierend auf den jüngsten Forschungen zum Deutschen Kaiserreich. Kann die Geschichte des Kaiserreichs geschrieben werden, ohne die Geschichte der nationalsozialistischen Machtübernahme zugleich im Blick zu haben? Denn obwohl das Ende der »Sonderwegs«-Theorie schon vor langer Zeit verkündet wurde, scheint sie noch immer die Arbeiten vieler Historikerinnen und Historiker zu beeinflussen – auch wenn sie diese gleich wieder verwerfen.

Wie kann die Geschichte des Kaiserreichs erneuert werden, ohne sie zu einer Projektionsfläche für aktuelle politische Stellungnahmen verkommen zu lassen? Welche jüngeren Forschungen leisten einen wirklichen Beitrag zum Verständnis der deutschen imperialen Strukturen und Gesellschaft? Inwieweit kann dabei eine vergleichende bzw. transnationale Geschichte helfen? Diese und weitere Fragen sollen im Rahmen dieser deutsch-französischen Tagung erörtert werden.

In Kooperation mit der UR3400 ARCHE (Straßburg), dem Laboratoire ICT und der Faculté Société et Humanités der univ. Paris Cité, dem Ciera, dem Centre Marc Bloch, dem IFRA-SHS, der DFH, und der DRAC Grand Est.

Bildnachweis: Luftschiff LZ 6 über Berlin, LZ 06/0017, Archiv der Luftschiffbau Zeppelin GmbH, Bildrechte erworben.