
Im Sprechen über das Nichtstun verständigen sich Menschen über ihr Verhältnis zu Arbeit und Zeit. Dabei loten sie Ideen vom menschlichen Zusammenleben, Einstellungen zu Wohlstand und Konsum sowie zu Vorstellungen von Moderne und Zukunft aus. Hinter Slogans wie dem »Recht auf Faulheit« (Paul Lafargue), und Debatten über Gammler, Punks und glückliche Arbeitslose verbergen sich Dynamiken sozialen Ausschlusses und politischer Selbstverständigung einer Gesellschaft.
Yvonne Robel zeichnet in ihrem Buch die wiederkehrenden Sehnsüchte, Ängste und Selbstermächtigungen nach, die die Wahrnehmung des Nichtstuns in der Bundesrepublik seit den 1950er Jahren prägen. Sie kann zeigen, wie Phänomene des Nichtstuns seit den 1980er Jahren als Lebensstil eingestuft und mit gesundheitsbezogenen Präventionsgedanken angereichert wurden, worin sich der veränderte Stellenwert des Individuums zeigte. Robel schreibt die Vorgeschichte einer Gegenwart, in der Muße, Faulheit und Müßiggang paradoxerweise zu omnipräsenten Idealen in der neoliberalen Leistungsgesellschaft zu geraten scheinen.
PD Dr. Yvonne Robel ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg und stellt ihr Buch über bundesdeutsche Debatten über das »Nichtstun« vor. Sie diskutiert mit Christoph Streb (DHIP). Corine Defrance (CNRS/Sirice) und Ulrich Pfeil (Univ. Lothringen) moderieren.
Anmeldung: über die Website des Goethe-Instituts
Veranstaltung in deutscher und französischer Sprache (mit konsekutiver Übersetzung).
Der Divan historique wird in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut Paris, der Univ. Lothringen/Cegil und der UMR SIRICE (Univ. Paris 1/Sorbonne Univ./CNRS) organisiert.
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