03.04.2017

Le divan historique

Kristina Meyer, Die SPD und die NS-Vergangenheit 1945–1990, Göttingen 2015. Kommentar: Valérie Robert (Universität Sorbonne-Nouvelle)

  • Podiumsdiskussion 20. und 21. Jahrhundert
  • 18:30 Uhr (03.04.) - 20:00 Uhr (03.04.)
  • DHIP

Vortragsreihe und Debatte über Neuerscheinungen im Bereich Geschichte organisiert vom Goethe-Institut Paris und dem DHIP in Zusammenarbeit mit der Universität Lorraine/Cegil und dem Labex EHNE.

Vortrag von Kristian Meyer (Universität Jena) und anschließende Podiumsdiskussion mit Corine Defrance (Paris-CNRS/Sirice), Ulrich Pfeil (Universität Lorraine/Cegil) und Valérie Robert (Universität Sorbonne-Nouvelle).

Aus den Trümmern des Dritten Reiches eine demokratische und sozial gerechte Gesellschaft aufzubauen: das war in den Nachkriegsjahren das erklärte Ziel der SPD. Um in politische Verantwortung zu gelangen, waren die aus Haft und Emigration zurückgekehrten Funktionäre der Partei auf die Stimmen von Millionen ehemaliger »Volksgenossen« angewiesen. Kristina Meyer zeichnet in ihrem Buch den Umgang der deutschen Sozialdemokratie mit der NS-Diktatur von 1945 bis 1990 nach. Sie fragt nach der Bedeutung von Widerstands- und Verfolgungserfahrungen für das Selbstverständnis und die Außenwahrnehmung der wiedergegründeten Partei, nach ihrem Beitrag zur politischen, juristischen und gesellschaftlichen Aufarbeitung der NS-Verbrechen, nach ihrer Auseinandersetzung mit Rechtsradikalismus und Antisemitismus sowie nach der Positionierung der SPD in geschichtspolitischen Debatten. Der vergangenheitspolitische Weg der SPD in der alten Bundesrepublik erweist sich als eine permanente Gratwanderung: zwischen dem Streben nach gerechter Aufarbeitung der NS-Geschichte und dem Ziel einer »inneren Versöhnung« der bundesdeutschen Gesellschaft. Sie erhielt für ihre Dissertation den Willy-Brandt-Preis für Zeitgeschichte 2015.