Dass der Tag der deutschen Kapitulation am 8. Mai 1945 in Frankreich als Tag des Sieges über Nazi-Deutschland ein gesetzlicher Feiertag ist, verschleiert die Komplexität des Endes des Zweiten Weltkriegs. Die Befreiung Frankreichs war ein langwieriger Prozess. Das zeigen die Zeremonien anlässlich der Befreiung von Gemeinden, Städten und Regionen im ganzen Land, die über das gesamte zweite Halbjahr 2024 verteilt waren, entsprechend dem Vormarsch der alliierten Truppen von den Landungen in der Normandie und der Provence bis zur Befreiung von Straßburg.
Wie vielfältig das Kriegsende war, wird umso deutlicher, wenn man das französische Kolonialreich und die die Entkolonialisierung betrachtet. Den am 8. Mai 1945 erfolgten auch die Massaker von Sétif, Guelma und Kherrata. Er steht damit ebenfalls für die blutige Niederschlagung der algerischen Unabhängigkeitsbewegung in Algerien.
Wie wirkte sich das Kriegsende auf die Kolonien und die Kolonisierten aus, die entscheidend zu den wirtschaftlichen und militärischen Anstrengungen des Freien Frankreich beigetragen hatten? Wie wirkte es sich auf die Unabhängigkeitsbewegungen in den Kolonien, den antikolonialen Kampf und die Dekolonisierung aus? Eines ist sicher: Das Ende des Zweiten Weltkriegs bedeutete nicht das Ende der Gewalt in den Kolonien.
In seinem Vortrag wird Eric Jennings, Distinguished Professor für die Geschichte Frankreichs und der frankophonen Welt an der Universität von Toronto, über diese Fragen nachdenken. Er ist ein Spezialist für die Kolonialgeschichte Frankreichs, insbesondere während des Vichy-Regimes. Zu seinen Veröffentlichungen zählen seine beiden letzten Bücher Free French Africa in World War II (Cambridge UP) und Escape from Vichy: the Refugee Exodus to the French Caribbean (Harvard UP). Anschließend diskutiert er mit Jürgen Finger vom Deutschen Historischen Institut Paris.
Für die Teilnahme vor Ort ist keine Anmeldung erforderlich.
Anmeldung für eine Online-Teilnahme: Zoom
Veranstaltung in französischer Sprache.
Diese Veranstaltung wurde mit dem nationalen Label der »Mission du 80e anniversaire des débarquemants, de la Libération de la France et de la Victoire« ausgezeichnet. Sie ist Teil des Veranstaltungsprogramms der Max Weber Stiftung »Ends of War. International Perspectives of World War II«. Im Rahmen dieser Aktion kooperiert das DHIP zudem mit französischen und deutschen Institutionen bei mehreren Workshops und Kolloquien. Für nähere Informationen steht Ihnen Dr. Jürgen Finger (jfinger@dhi-paris.fr) zur Verfügung.