Geschichte Afrikas

Forschungsprogramm

Merian Institute for Advanced Studies in Africa (MIASA), Accra

University of Ghana – Universität Freiburg (Leading house) – Goethe-Universität Frankfurt – German Institute for Global and Area Studies (GIGA) – DHIP – gefördert vom BMBF


Institutionelle Struktur

Das Merian Institute for Advanced Studies in Africa (MIASA) wurde 2018 am College of Humanities der University of Ghana (UG) auf dem Campus in Legon in Accra gegründet. Es basiert auf einer Kooperation mit vier deutschen Partnern: der Universität Freiburg (Leading house), der Goethe-Universität Frankfurt, dem German Institute for Global and Area Studies (GIGA) in Hamburg und dem DHIP. MIASA wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Die Universität Ghana stellt die Infrastruktur sowie einen Teil der Institutsverwaltung. 

MIASA hat zwei Direktor/innen vor Ort in Accra. Seitens der UG ist das Dr. Grace Diabah. Seitens der deutschen Partner übernimmt Prof. Dr. Mamadou Diawara diese Aufgabe. Von Januar 2021 bis Dezember 2023 vertrat Dr. Susann Baller als MIASA Direktorin (›Germany‹) das DHIP in Accra. Sowohl die UG als auch ihre deutschen Partner sind im Vorstand von MIASA vertreten. Für das DHIP übernimmt Prof. Dr. Klaus Oschema diese Aufgabe. Ein unabhängiger akademischer Beirat begleitet MIASA in strategischen Entscheidungen und ist verantwortlich für die Fellow-Auswahl.

Das Institut ist Teil der Maria-Sibylla-Merian-Initiative, mit der das BMBF auf die Internationalisierung der Sozial- und Geisteswissenschaften zielt. MIASA ist eines von fünf Merian-Instituten. Die anderen Institute befinden sich in New Delhi (ICAS:MP), Tunis (MECAM), Guadalajara (CALAS) und Sao Paolo (MECILA). MIASA ist Mitglied des UBIAS-Netzwerks (University-based Institutes for Advanced Studies) und dort seit Mai 2021 im Vorstand vertreten.

Forschungsprofil: Sustainable Governance

MIASA dient der deutsch-afrikanischen Forschungszusammenarbeit in den Sozial- und Geisteswissenschaften. Die intellektuelle Agenda von MIASA zielt darauf, Asymmetrien in der globalen Wissensproduktion abzubauen und die Bedeutung afrikanischen Denkens in akademischen Debatten zu stärken. Das Forschungsprogramm von MIASA untersucht das Thema »Sustainable Governance« in einer interdisziplinären Perspektive. Es fokussiert auf drei Themenbereiche: (i) demokratische Regierungsformen, (ii) Frieden und Konflikte sowie (iii) Nachhaltigkeitstransformationen (Sustainability transformation), was auch ökologischen Wandel beinhaltet.

»Governance« wird in allen drei Forschungsachsen als Spektrum formalisierter und informeller Regeln verstanden, die das öffentliche Leben regeln. Das Konzept bezieht sich explizit nicht nur auf staatliche Institutionen und transnationale Organisationen, sondern auch auf eine Vielzahl anderer Akteure, die mit Vereinen, NGOs, religiösen Organisationen oder »traditionellen« Institutionen öffentliche Leistungen anbieten und die Art und Weise prägen, wie sich Herrschaft lokal und historisch konfiguriert. Die Forschung zu diesem Themenbereich profitiert dabei inhaltlich von den im Rahmen der Transnationalen Forschungsgruppe (TFG) zur »Bürokratisierung afrikanischer Gesellschaften« durchgeführten Projekten.

Die intellektuelle Agenda von MIASA zielt darauf, Asymmetrien in der globalen Wissensproduktion abzubauen und die Bedeutung afrikanischen Denkens in akademischen Debatten zu stärken.

Über die drei zentralen Forschungsachsen hinaus interessiert sich MIASA für Themen, die an der Schnittstelle dieser Bereiche liegen und gleichermaßen zu Fragen von Herrschaft, Frieden/ Konflikten und Umwelt beitragen: (i) Migration und Mobilität, (ii) Landbesitz und -erwerb, (iii) Restitution kolonial entwendeter Objekte aus Afrika, (iv) afrikanische Städte sowie (v) Menschenrechte. Diese Querschnittsthemen ermöglichen, die Forschung am MIASA in konkreten Erfahrungen und historischen Kontexten zu verankern, sowohl auf lokaler Ebene als auch unter Berücksichtigung der globalen Beziehungen Afrikas.

MIASA ist einer kritischen Debatte über seine Haupt- und Querschnittsthemen verpflichtet, die Konzepte hinterfragt und nicht vorschnell auf spezifische Kontexte in Afrika überträgt. Geprägt durch politisch motivierte Programme supra-nationaler Organisationen des globalen Nordens, zirkulieren Begriffe wie »Sustainability« und »Governance« oftmals als konzeptionelle »black boxes« (Macamo 2019). MIASA setzt sich zum Ziel, einen Beitrag zu innovativer Theoriebildung zu leisten, die auf Forschung auf dem afrikanischen Kontinent beruht. Unterstützt wird dies durch den Austausch über disziplinäre Grenzen hinweg sowie zwischen verschiedenen Ländern und akademischen Kulturen.

Fellows, Events und Publikationen

MIASA bietet Zeit und Raum für die Unterstützung innovativer akademischer Forschung von internationaler Spitzenqualität mithilfe seines umfassenden Fellowship-Programms. Jedes Jahr werden mehr als zwanzig Fellows aus der ganzen Welt von MIASAs akademischen Beirat ausgewählt. Fellowships richten sich an alle Disziplinen der Sozial- und Geisteswissenschaften sowie eng verwandter Fachrichtungen, die einem Beitrag zu MIASAs Haupt- und Querschnittsthemen leisten. Die Auswahl von Fellows berücksichtigt eine ausgewogene Mischung an Junior und Senior Fellows, an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie an Fellows mit institutioneller Anbindung in unterschiedlichen Ländern Afrikas, (inklusive Ghana) in Deutschland und in anderen Ländern der Welt.

Zentral für die inhaltliche Ausrichtung von MIASA sind Interdisziplinäre Fellow-Gruppen (IFG), die jeweils vier Monate dauern und auf die sich Kandidatinnen und Kandidaten in einem zweistufigen Verfahren bewerben können. IFGs umfassen in der Regel vier bis sechs Fellows und sie haben eine besondere Anbindung an die University of Ghana mit mindestens einem/r Fellow von der UG. Weitere Fellow-Formate umfassen individuelle Fellowships von drei bis zwölf Monaten sowie Tandem-Fellowships, auf die sich (Nachwuchs-)Wissenschaftler/innen aus Afrika und Deutschland zu zweit für drei bis fünf Monate bewerben können. Darüber hinaus hat MIASA die Möglichkeit, pro Jahr bis zu sechs Gastwissenschaftler/innen für jeweils bis zu zwei Wochen einzuladen.

In enger Zusammenarbeit mit seinen Partnern hat MIASA ein breites Veranstaltungsangebot. Fellows diskutieren ihre Forschung in einem internen Seminar und präsentieren sie in einer öffentlichen Vorlesungsreihe. Jede IFG führt eine Tagung durch. Einen jährlichen Höhepunkt bietet die 2021 eingeführte Anton Wilhelm Amo Lecture. Neben weiteren Tagungen, darunter praxisrelevante »Policy Conferences«, führt MIASA einmal im Jahr eine Tagung außerhalb Ghanas gemeinsam mit dem Point Sud Netzwerk durch. Exzellente Nachwuchswissenschaftler/innen aus Afrika können sich für MIASAs Writing und Publishing Workshops bewerben. Das DHIP ist für die jährlichen »Female Academic Careers in Africa« Workshops in Accra und Dakar verantwortlich. Die wichtigsten Forschungsergebnisse am MIASA werden in einer Working Paper Series, auf dem MIASA-Blog und als externe Beiträge, insbesondere in Fachzeitschriften, veröffentlicht. MIASA verfolgt eine aktive Open-Access-Politik.

Bildnachweis: © Foto Agnes Schneider-Musah, MIASA internes Seminar Dezember 2021.

Weitere Informationen: https://www.ug.edu.gh/mias-africa/

Ansprechpartner
Direktion: Dr. Grace Diabah (Univ. Ghana), Prof. Dr. Mamadou Diawara (Univ. Frankfurt am Main)
Teilprojekt D (DHIP): Prof. Dr. Klaus Oschema
Gesamtprojekt: Prof. Andreas Mehler

Bibliographische Referenzen:
Elisio Macamo, Translating Black-Boxes: The Social sciences and Africa, in: Jean-Bernard Ouédraogo et al., Translation Revisited: Contesting the Sense of African Social Realities, Newcastle 2018, S. 335–352.