Neueste und Zeitgeschichte

Forschungsprojekt

Wohnraum und Wohnsegregation in den 1970er und 1980er Jahren. Der Fall von Lyon


An der Schnittstelle zwischen Stadtgeschichte und Sozialgeschichte untersucht dieses Forschungsprojekt, die Wohnsegregation zwischen den 1970er und 1980er Jahren anhand der Stadt Lyon als Fallstudie. Ziel des Projekts ist es, zu erkennen und zu entschlüsseln, welche Akteure, Faktoren und Praktiken die Wohnsegregation gestaltet haben, die als ein Beispiel unter vielen für sozialräumliche Ungleichheit gilt.

Um dies zu untersuchen, betrachtet das Projekt die Stadt als Ganzes, da diese Perspektive eine weniger voreingenommene Lesart der sog. »Problemviertel« gewährleistet. Darüber hinaus wird das Konzept des Konflikts als interpretatives Prisma eingesetzt, um die städtebaulichen Veränderungen im Untersuchungszeitraum sowie die Beziehungen zwischen den Akteuren im Wohnungswesen (Bewohner, Stadtverwaltung und Behörden, Verbände, Experten) neu zu bewerten. Das Konzept soll somit ermöglichen, angespannte Nachbarschaftssituationen, Konfrontationen zwischen Mietern und Eigentümern, aber auch Stadtentwicklungsprojekte oder die Sorgen der Bewohner zu analysieren, die angesichts des demografischen Wandels und der städtebaulichen Entscheidungen der Stadtverwaltung einen Wertverlust ihrer Immobilien befürchteten. Darüber hinaus wird das Projekt die spekulative Dynamik des Immobilienmarktes und ihre Rolle bei der Wohnsegregation hinterfragen, ein Aspekt, der von der Geschichtsschreibung vernachlässigt zu werden scheint. Schließlich wird auch das Konzept des Raumkapitals des Geografen Edward Soja als Schlüssel zur Beschreibung und zum Verständnis der sozialräumlichen Ungleichheiten herangezogen, die ab den 1970er Jahren insbesondere von sozialwissenschaftlichen Expertisen dieser Zeit hervorgehoben wurden.

Ziel des Projekts ist es, zu erkennen und zu entschlüsseln, welche Akteure, Faktoren und Praktiken die Wohnsegregation gestaltet haben, die als ein Beispiel unter vielen für sozialräumliche Ungleichheit gilt.

Methodisch kombiniert das Projekt eine Top-down-Betrachtung (Projekte der Stadtverwaltung und Studien von Experten der Stadtsoziologie) mit einer Bottom-up-Perspektive (Bewohner, Vereinigungen gegen Gentrifizierung und für den Schutz von Wohnraum). Die Primärquellen, auf die sich das Projekt stützt, sind hauptsächlich Dokumente, die Streitigkeiten zwischen Eigentümern und Mietern belegen, Petitionen oder Beschwerden von Bewohnern gegen den Verfall eines Viertels, Nachlässe von Sozialwissenschaftlern, die sich mit der Wohnungsfrage beschäftigen, oder auch städtebauliche Programme, die mehr oder weniger absichtlich eine Segregation der Wohngebiete bewirkt haben.

Bildnachweis: Skyline der Stadt Lyon, Foto: Sébastien Artaud (@artd_photo)