3. Mai 1945
Die Tragödie in der Lübecker Bucht
Podiumsdiskussion mit Christine Eckel (Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte) und Lars Hellwinkel (Gedenkstätte Lager Sandbostel)
Moderation: Jürgen Finger (DHIP)
22. September 2023, online und vor Ort
Als am Nachmittag des 3. Mai 1945, wenige Tage vor Kriegsende, die britische Royal Air Force Schiffe in der Lübecker Bucht bombardierte, konnten die Piloten nicht wissen, dass sich an Bord von drei Schiffen in der Bucht etwa 9000 KZ-Häftlinge befanden. Die Cap Arcona, ein luxuriöses Kreuzfahrtschiff, und der Frachter Thielbeck waren von der SS beschlagnahmt worden, um angesichts des schnellen Vorrückens der britischen Truppen in Norddeutschland Gefangene aus den Konzentrationslagern zu »evakuieren«. Beide Schiffe, die in der Bucht ankerten, wurden versenkt. Von 7000 Menschen überlebten etwa 400. Die Athen, ein von der SS beschlagnahmter Frachter war in den Hafen zurückbeordert worden und hatte dort die weiße Flagge gehisst: sie entging den Bomben und mit ihr rund zweitausend Deportierte.
Die Menschen starben eingeschlossen in den Laderäumen der brennenden Schiffe oder sie ertranken in der eiskalten Ostsee; Schwimmende wurden von britischen Bordkanonen, andere von den Wachmannschaften erschossen, die sich selbst auf den wenigen Rettungsbooten zu retten versuchten. Die Versenkung der Cap Arcona gilt als eine der schwersten Schiffskatastrophen seit Menschengedenken.
Die Ereignisse der Lübecker Bucht waren am 22. September 2023 Thema eines vierstündigen Roundtable am Deutschen Historischen Institut Paris (DHIP) in Kooperation mit der Union des associations de mémoire des camps nazis (UAMCN), dem 2023 gegründeten Dachverband der traditionsreichen Vereine französischer Deportierter und ihrer Familien. Die Ereignisse und deren Kontext wurden durch zwei deutsche Vortragende in französischer Sprache präsentiert: Dr. Christine Eckel, eine ehemalige Doktorandin des DHIP, ist in der Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte für den Geschichtsort »Stadthaus« zuständig, den ehemaligen Sitz der Gestapo in Hamburg. Dr. Lars Hellwinkel, Lehrer und pädagogischer Leiter der Gedenkstätte Lager Sandbostel war ebenfalls Stipendiat des Instituts. Er ist Spezialist für die Geschichte der Marine im Zweiten Weltkrieg. Dr. Jürgen Finger (DHIP), Abteilungsleiter Neueste und Zeitgeschichte, moderierte die Veranstaltung im vollgefüllten Saal des Instituts, der online eine große Zahl Interessierter folgte.
Veröffentlichung im Rahmen der Reihe »The Ends of War. Internationale Persepktiven auf den Zweiten Weltkrieg« der Max Weber Stiftung.