Beihefte der Francia

Band 86

Sarah Noethlichs, Wenn Zahlen erzählen. Ludwig von Anjou und seine Rechnungsbücher von 1370 bis 1379, Ostfildern (Thorbecke) 2018.

» Rezension von Andreas Kistner, in: sehepunkte 19 (2019), Nr. 7/8.

Persönliche Daten rücken immer mehr in den Fokus des öffentlichen Interesses. Behörden und Industrie nutzen unseren digitalen Fußabdruck, um Profile zu erstellen: Wie sieht das Leben einer Person aus? Was mag sie? Was kauft sie wann, wo und warum?

Geleitet von der Suche nach Informationen hinter Zahlen fern von modernen Algorithmen stellt der Band den in der deutschen Mediävistik fast unbekannten und in der französischen Forschung wenig beachteten Fürsten Ludwig von Anjou (1339–1384) vor. Im Spiegel der noch erhaltenen Rechnungsbücher wird seine administrative Leistung für das Anjou gewürdigt und der Versuch unternommen, sich dem Menschen Ludwig zu nähern. Neben seinem von Kriegszügen und Skandalen geprägten Leben wird vor allem das Konsumverhalten Ludwigs beleuchtet. Die Kombination von biografischen Daten und Erkenntnissen, die sich aus der Analyse der Rechnungsbücher ergeben, enthüllt einen zwiespältigen Charakter, der im Schatten seines königlichen Bruders Karl V. ein Leben lang versucht hat, seinen Platz in der Geschichte zu erkämpfen.