Pariser Historische Studien

Band 111

Fabian Rausch, Konstitution und Revolution. Eine Kulturgeschichte der Verfassung in Frankreich, 1814–1851, Berlin (De Gruyter) 2019.

» Rezension von Horst Dippel, in: Archiv für Sozialgeschichte (online) 59, 2019.

Auch nach der Revolution und den napoleonischen Kriegen kam Frankreich politisch nicht zur Ruhe und blieb ein Experimentierfeld für Verfassungen und politische Legitimationsstrategien. Mit der Restauration der Bourbonen, der Julimonarchie und der Zweiten Republik wurde die Zeit bis zur Jahrhundertmitte Zeuge dreier scheinbar grundverschiedener Regime.

Fabian Rausch zeigt, wie sehr sich die Franzosen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts danach sehnten, das revolutionäre Zeitalter mithilfe einer funktionierenden Verfassung zu beenden, dabei aber an ihren überhöhten Ansprüchen scheiterten. In der Analyse dieses Scheiterns richtet die Studie den Blick auch auf schmerzhafte Lernprozesse, die langfristig jedoch eine konstitutionell-demokratische Herrschaft in Frankreich ermöglichten.

Von Parlamentsdebatten und politischen Schriften über Kunst und Staatsakte bis hin zu Wahlpraktiken und Presseprozessen fokussiert die Arbeit verschiedene Arenen und Medien der Verfassungskultur des 19. Jahrhunderts. Das so entstehende Panorama korrigiert vorherrschende Erklärungen der konstitutionellen Instabilität Frankreichs und zeigt die Brüche und Widersprüchlichkeiten scheinbar linearer politischer Modernisierungsprozesse.

Fabian Rausch ist Referent der Studienstiftung des deutschen Volkes. Für seine Dissertation wurde er mit dem Wolf-Erich-Kellner-Preis ausgezeichnet.