17.03.2022 - 18.03.2022

Online und vor Ort: Europäische Zentralbanken und deutsche Besatzungsherrschaft im Zweiten Weltkrieg

Die Tagung diskutiert Stand und Perspektiven der Forschung zur Geld- und Devisenzwangswirtschaft des nationalsozialistischen Deutschland.

  • Tagung 20. und 21. Jahrhundert
  • 13:00 Uhr (17.03.) - 14:00 Uhr (18.03.)
  • DHIP

Mit der Besetzung immer größerer Teile Europas weitete das nationalsozialistische Deutschland sein System der Geld- und Devisenzwangswirtschaft auf immer mehr Länder aus. Besetzte und auch verbündete Länder wurden wirtschaftlich ausgebeutet, um die deutsche Kriegsführung zu unterstützen und die Kriegsfolgen für die deutsche Gesellschaft abzumildern. Ab 1940 betrieb die Reichsbank ein internationales Verrechnungssystem, das bis zu 30 Länder erfasste, und mit dem sie deren internationalen Zahlungsverkehr über ihre Institutionen leitete. In diesem Clearing-System türmten sich unbeglichene Zahlungsdefizite Deutschlands auf. Zudem hatten die Länder hohe Besatzungskosten zu tragen, sodass sie ihre Ausbeutung zugunsten der nationalsozialistischen Kriegswirtschaft selbst finanzierten.

Relativ wenig ist bislang darüber bekannt, über welche Kanäle die Reichsbank in die innere Geldverfassung der besetzten Länder eingriff, und das mit oft unterschiedlichen Folgen wie etwa der zurückgestauten Inflation in Frankreich und der offenen Hyperinflation in Griechenland. Akteure, Zielvorstellungen und Methoden der geldpolitischen Überwältigung der besetzten Länder sind bisher nur in Umrissen bekannt. Dasselbe gilt für die Grenzen dieser Politik, die Rolle der Notenbanken der besetzten Länder und den Widerstand gegen diese Form der geld- und fiskalpolitischen Besatzung. Auch vergleichende Studien sind ein Desiderat.

Deshalb will diese Tagung den Stand und die Perspektiven der Forschung diskutieren. Ausgangspunkt ist ein von der Deutschen Bundesbank gefördertes Forschungsprojekt von London School of Economics und Institut für Zeitgeschichte München-Berlin zur Geschichte der Reichbank. Die Verflechtung der Geldpolitik unter den Bedingungen der Besatzung in Frankreich, Belgien, Polen und Griechenland zu untersuchen, ist integraler Teil dieses Projekts. Denn erst ein vergleichender Blick erlaubt es, die nationalsozialistischen Ausbeutungsstrategien in Europa besser zu verstehen.

Arbeitssprache der Tagung ist Englisch.

Anmeldung für eine Teilnahme vor Ort: event@dhi-paris.fr
Anmeldung für eine Online Teilnahme: Zoom
Informationen: jfinger@dhi-paris.fr

 

Bildnachweis: Salle souterraine de la Banque de France, porte d’accès au groupe des Salles fortes, photographe anonyme, tirage au gélatino-bromure d’argent, Musée Carnavalet (PH83229), licence: CC0 1.0 Universal