09.02.2021

Online: Buchvorstellung

Zoé Kergomard, Wahlen ohne Kampf? Schweizer Parteien auf Stimmenfang, 1947–1983 (Schwabe, 2020)

  • Buchvorstellung 20. und 21. Jahrhundert
  • 18:00 Uhr (09.02.) - 20:00 Uhr (09.02.)
  • Online

Zusammen mit Prof. Dr. Christian Koller (Schweizerisches Sozialarchiv), Prof. Dr. Thomas Metzger (Pädagogische Hochschule St. Gallen) und Prof. Dr. Damir Skenderovic (Universität Freiburg) diskutiert Dr. Zoé Kergomard (Deutsches Historisches Institut Paris) ihr 2020 bei Schwabe erschienenes Buch: »Wahlen ohne Kampf? Schweizer Parteien auf Stimmenfang, 1947–1983« (Open Access, www.doi.org/10.24894/978-3-7965-4027-1)

Anmeldeformular: LimeSurvey

Buchvorstellung auf Deutsch

Vorstellung des Buchs: Schweizer Wahlkämpfe der Nachkriegszeit galten lange als Nichtereignisse mit minimalen Konsequenzen für die Zusammenarbeit der Parteien im Parlament und im Bundesrat. Erst die Wahloffensive und die Radikalisierung der Schweizerischen Volkspartei (SVP) ab den 1990er Jahren hätten das friedliche, von einer angestammten »Konsenskultur« geprägte politische Leben in der Schweiz erschüttert, eine neue noch unbekannte Professionalisierung und Polarisierung gebracht und das von den 1940er bis in die 1980er Jahre besonders stabile parteipolitische Gleichgewicht nachhaltig verändert. Doch wie gingen die Parteien selbst den Wahlkampf an, wie sprachen sie die Wählerinnen und Wähler an, die sie zu vertreten meinten? In ihrem Buch geht Zoé Kergomard diesen Fragen nach und hinterfragt diese Sichtweise. Abgesehen von den Arrangements zur Verteilung der Macht und der Zelebration des Konsenses waren die Wahlkämpfe nie frei von Unsicherheit, Konflikten oder Misserfolgen.

Basierend auf den noch wenig genutzten Archiven der vier großen schweizerischen Parteien zeigt Zoé Kergomard, wie Schweizer Regierungsparteien mit ihren Wahlkampagnen ihr Verhältnis zur Wählerschaft immer wieder neu aushandelten. Die Dekonfessionalisierung der Gesellschaft, die Umgestaltung der Medienlandschaft ab den 1960er Jahren, die Einführung des Frauenwahlrechts 1971, die vielfältigen Proteste der »68er« und die Infragestellung des produktivistischen Wirtschaftsmodells ab den 1970er Jahren waren nur einige der Herausforderungen, denen sich die Parteien stellen mussten. Somit erscheinen Wahlkämpfe auch in der halbdirekten Demokratie keineswegs als leere Rituale: In ihnen manifestierte sich vielmehr eine besondere Spannung zwischen Stillstand und Bewegung, zwischen der Abbildung bestehender Kräfteverhältnisse und der Schaffung neuer politischer Handlungsmöglichkeiten, die bis heute nachwirken.

Weitere Informationen
infoclio.ch - Das Schweizer Fachportal für die Geisteswissenschaften
Hyothèses