Wie schreiben wir Geschichte ohne geschriebene Quellen? Das Seminar erkundet die Rolle nichtschriftlicher Quellen in der globalen Vormoderne interdisziplinär und diskutiert unterschiedliche Methoden.
Die historisch arbeitenden Sozial- und Kulturwissenschaften stützen sich traditionell vorrangig auf schriftliche Quellen. Für weite Gebiete dieser Welt, aber auch für lange Phasen der europäischen Geschichte, ist aber der Einbezug nichtschriftlicher Quellen von grundlegender Bedeutung.
In den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts wurden intensive Diskussionen um die Dokumentation und Relevanz dieser Quellen und die Methoden ihrer Erschließung geführt. Das gilt nicht nur für die Geschichte Afrikas; auch in der Forschung zum europäischen Mittelalter wurde die Rolle und Deutung mündlicher Überlieferungen thematisiert. Heute ist die Nutzung dieser Art von Quellen in verschiedenen Formen in der historisch orientierten Forschung zur europäischen und außereuropäischen Vormoderne großenteils akzeptiert. Dabei ist die Frage der Relevanz nicht-schriftlicher Quellen keineswegs befriedigend beantwortet: Vor dem Hintergrund der Entwicklung globalisierter Ansätze für die vormoderne Geschichte erscheint sie vielmehr von wachsender Aktualität. Wir wollen sie daher im Dialog verschiedener Forschungstraditionen aufgreifen.
Diesem Zweck dient eine Serie von Diskussionen mit Forschenden verschiedener akademischer Traditionen, insbesondere der Archäologie, der Literatur- und der Geschichtswissenschaft. Ein Fokus liegt auf interdisziplinären Verbindungen und Synergieeffekten. Zu diskutieren ist unter anderem, inwiefern die Methodenausrichtung in den verschiedenen Kontexten vergleichbar ist, und wie unterschiedlich institutionalisierte und kodifizierte Genres der mündlichen Überlieferungen für die historiographische Forschung erschlossen werden können.
Diskutanten:
Idrissa Bâ (Univ. Dakar) und Jeroen Deploige (Univ. Gent)
Anmeldung für eine Online-Teilnahme: Zoom
Für eine Teilnahme vor Ort ist keine Anmeldung erforderlich.
Veranstaltung im Rahmen des Seminarzyklus »Jenseits der Schrift. Vormoderne Perspektiven aus Afrika und Europa«
Bildnachweis: Abraham Cresques, Katalanischer Weltatlas (1375); Paris, BnF, ms. esp. 30 (Detail). Online: https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b55002481n.