13.11.2023

(ABGESAGT) Online und vor Ort: Divan historique

(ABGESAGT) Alexandra Przyrembel (Fernuniv. Hagen), Im Bann des Bösen. Ilse Koch – ein Kapitel deutscher Gesellschaftsgeschichte 1933 bis 1970

  • Podiumsdiskussion 20. und 21. Jahrhundert
  • 18:30 Uhr (13.11.) - 20:30 Uhr (13.11.)
  • DHIP

Alexandra Przyrembel, Im Bann des Bösen. Ilse Koch – ein Kapitel deutscher Gesellschaftsgeschichte 1933 bis 1970, Frankfurt am Main (S. Fischer) 2023.

Ilse Koch (1906–1967) war eine der wenigen verurteilten NS-Täterinnen. Bereits 1932 wurde sie Mitglied der NSDAP, 1936 heiratete sie den späteren Kommandanten des Konzentrationslagers Buchenwald, Karl Koch. 1947 stand sie in Deutschland vor einem US-Gericht, 1950/51 wurde ein weiterer Prozess gegen sie vor dem Landgericht Augsburg geführt, das sie zu lebenslanger Haft verurteilte. Ausgiebig berichtete die internationale Presse über die als besonders grausam geltende »Hexe von Buchenwald«. Die Historikerin Alexandra Przyrembel skizziert den Lebensweg Ilse Kochs von der Zeit des Nationalsozialismus über den Prozess, die Zeit im Frauengefängnis und die Unterstützung durch das Netzwerk der »Stillen Hilfe« bis zum Suizid 1967 in Haft.

Przyrembel rekonstruiert die unterschiedlichen Erzählungen über Ilse Koch und zeigt, welche Vorstellungen von Gewalt, Geschlecht und Schuld sich darin kristallisieren. Je grausamer Ilse Koch geschildert wurde, desto mehr konnten sich Deutsche als Einzelne und die Nachkriegsgesellschaften als Ganzes von ihr distanzieren und sich selbst entschulden, indem sie das personalisierte Böse außerhalb der menschlichen Sphäre verorteten.

Alexandra Przyrembel ist Professorin für die Geschichte der europäischen Moderne an der Fernuniversität Hagen. Sie forscht unter anderem über die Globalgeschichte des Wissens, die Geschichte des Reichtums im Rahmen einer Globalgeschichte des Kapitalismus, Gewalt und der Erinnerungspolitik sowie Antisemitismus im 20. Jahrhundert. Mit ihr diskutiert Elissa Mailänder, Associate Professor am Centre d’histoire de Sciences po. Sie forscht über den Zweiten Weltkrieg und das nationalsozialistische Deutschland, über die Geschichte der Gewalt und der Sexualität. Corine Defrance (CNRS) und Ulrich Pfeil (Univ. de Lorraine) moderieren die Diskussion.
 

Veranstaltung in deutscher und französischer Sprache.

Diese Veranstaltung wird am 15. Januar 2024 nachgeholt.
 

Der Divan historique wird in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut Paris, der Universität Lorraine/Cegil und UMR SIRICE (Paris 1/CNRS) organisiert.

Bildnachweis: »So unaussprechlich unanständig. Niemals besser illustriert – Ilse Koch«, SPIEGEL-Titel zur Titelgeschichte »Lady mit Lampenschirm«, 15.2.1950 (Nr. 7), https://www.spiegel-antiquariat.de/media/image/3e/88/1c/sp50_07.jpg.