26.03.2024

Online und vor Ort: Die aufgeheizte Demokratie. Historische Perspektiven auf Emotionen in der Politik

Nostalgie: Suche nach »vergangenen Zukünften« nach der Ära der Entwicklung

  • Podiumsdiskussion 20. und 21. Jahrhundert
  • 19:30 Uhr (26.03.) - 21:30 Uhr (26.03.)
  • Maison Heinrich Heine

Nostalgie ist eine komplizierte Emotion, privat und hochpolitisch zugleich. Oft wird sie ausschließlich mit Rückwärtsgewandtheit, Konservativismus oder gar Reaktion assoziiert. Es gibt aber eine andere Dimension der Nostalgie: nicht als Sehnsucht nach der Vergangenheit selbst, sondern als Sehnsucht nach einer »vergangenen Zukunft« (Reinhart Koselleck). Diese Nostalgie zeigt sich in postkolonialen Ländern in Afrika ebenso wie in den osteuropäischen Ländern nach dem Ende der UdSSR. »Native Nostalgia« (Jacob Dlamini) oder »Ostalgie« sind dabei nicht notwendigerweise als Wunsch nach der Rückkehr in eine Diktatur zu verstehen. Sie drücken eine Sehnsucht nach verlorenen Zukunftsversprechen aus, die oft aus der Transformationsphase selbst stammen. Die Podiumsdiskussion fragt nach der Kraft der Nostalgie für die Gegenwart, insbesondere für neue demokratische Kulturen jenseits bestehender politischer Institutionen. Welche Rolle kann Nostalgie heute in der Formulierung neuer Zukunftsentwürfe spielen?

Diskutanten: Tobias Becker (FU Berlin), Marie-Aude Fouéré (EHESS), Didier Nativel (CESSMA), Clemens Villinger (GHI London)

Moderation: Robert Heinze (DHIP)

Anmeldung: Alle Informationen finden Sie auf der Website der Maison Heinrich Heine.

Veranstaltung mit Simultanübersetzung (Deutsch/Französisch).


Diese Veranstaltung ist Teil der Reihe »Die aufgeheizte Demokratie: historische Perspektiven auf Emotionen in der Politik« die in Kooperation mit der Maison Heinrich Heine organisiert wird. 

Zerstören Emotionen die Demokratie, wie oft angenommen wird? Oder haben intensive Gefühle im Gegenteil gerade in Demokratien eine wichtige politische Funktion? Emotionen, so scheint es, können Demokratien errichten und erhalten, sie können demokratische Ordnungen aber auch gefährden und zerstören. Diese Veranstaltungsreihe diskutiert die widersprüchliche Rolle starker emotionaler Dynamiken in modernen Demokratien. In vier historischen Fallstudien macht sie dafür eine Forschungsrichtung fruchtbar, die momentan in Deutschland und Frankreich von sich reden macht: die Emotionsgeschichte.

Fallstudien der Reihe:

  • Enthusiasmus: die Ambivalenzen der Massenpolitisierung
    (12. Dezember 2023, Maison Heinrich Heine)
  • Angst: umstrittene Gesellschaftsordnung und politisches Handeln
    (30. Januar 2024, DHIP)
  • Nostalgie: Suche nach »vergangenen Zukünften« nach der Ära der Entwicklung
    (26. März 2024, Maison Heinrich Heine)
  • Hass: Zerstören soziale Medien die Demokratie?
    (11. Juni 2024, DHIP)