Forschungsgruppe

Machtstrategien und interpersonale Beziehungen in dynastischen Zentren (1500–1800)

Leitung:
Dr. Pascal Firges (2014–2019 am DHIP)

Mitglied:
Regine Maritz (2014–2017)

Masterstipendia:
Stephanie Bode (1.4.–30.6.2016)
Monett Reißig (1.7.–20.11.2016)

(Stand: Juni 2019, diese Seite wird nicht weiter aktualisiert.)


Dynastische Zentren bzw. Höfe gelten als bedeutende Schaltstellen frühneuzeitlicher Staatsbildungsprozesse: Hier wurden die institutionellen Grundlagen moderner Staatswesen gelegt, hier fanden die Aushandlungsprozesse statt, welche eine bisher ungekannte Konzentration politischer Macht ermöglichten. Wir haben uns im Titel dieses Forschungsprojekts bewusst für den von Jeroen Duindam geprägten Begriff entschieden. Diese Begriffswahl ist insofern programmatisch, als sie dazu aufruft, bisher unausgesprochene Prämissen der Hofforschung kritisch zu hinterfragen. So ist der Begriff des dynastischen Zentrums unter anderem semantisch weniger stark mit Aspekten europäischer Hofkulturen konnotiert, was eine transkulturelle Öffnung der Diskussion erleichtert.

Die interpersonalen Beziehungen der Mitglieder dynastischer Zentren, und zwar sowohl die der Herrschenden und die anderer höfischer MachträgerInnen waren bestimmend für die Figurationen des höfischen Machtgefüges. Die Dynamiken von Beziehungskonstellationen entschieden oftmals über Erfolg und Scheitern von dynastischen Herrschaftsprojekten. Ausgehend von der Annahme, dass soziale Beziehungen und politische Machtstrategien an frühneuzeitlichen Höfen in der Regel aufs Engste miteinander verzahnt sind macht es sich dieses Forschungsprojekt zur Aufgabe, diese Zusammenhänge eingehend zu untersuchen. Unser besonderes methodisches Anliegen ist hierbei die Überwindung der lange in der Forschung vorherrschenden und auch noch heute vorkommenden impliziten Trennung einer öffentlichen und einer privaten Sphäre. Dieser Zugang hat sich als unzulänglich für die Beschreibung sozialer Prozesse in vormodernen höfischen Gesellschaften herausgestellt.

An frühneuzeitlichen Höfen sind soziale Beziehungen und politische Machtstrategien in der Regel aufs Engste miteinander verzahnt.

Abbildung: Vüe du Château de Trianon du côté du Parterre, Jacques Rigaud, BNF.

Ziel dieses Projektes ist es, die herausragende Bedeutung interpersonaler Beziehungen für politische Entwicklungen ausgehend von höfischen Gesellschaften herauszuarbeiten. Hierzu werden einzelne Frauen und Männer des Hofes in den Blick genommen und ihre Stellung in der höfischen Gesellschaft, ihre politischen Handlungsspielräume, ihre Allianzen und ihre Machtstrategien untersucht. Dabei soll eine Verbindung zwischen politischer Geschichte, Kulturgeschichte, Gesellschafts- und Geschlechtergeschichte geschaffen werden. Die Annäherung an den Untersuchungsgegenstand dieses Forschungsprojekts erfolgt aus einer explizit transkulturellen Perspektive, mit dem Ziel die Fortschreibung einer rein eurozentrischen Meisternarrative zu vermeiden und die Gültigkeit ihrer Ergebnisse nicht auf künstlich konstruierte Kulturräume einzuengen.

Zusammenfassend wird das Projekt zu interpersonalen Beziehungen an dynastischen Zentren einen wichtigen Beitrag zur Erforschung der Machtdynamiken frühneuzeitlicher Höfe liefern – jener sozialen Gebilde die in vielerlei Hinsicht Fundamente für die Organisation unserer zeitgenössischen Gesellschaften gelegt haben.

The Ties that Bind

Blog zum Forschungsprojekt

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    Delineating Practices of Power in Gender, Culture, and Sociability International Conference, 15–16 November 2018 German Historical Institute...

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