Forschungsprojekt

»Schon stehen wir in Deinen Toren, Jerusalem« (Ps. 122,2). Die Entwicklung des Pilgerwesens am Vorabend des Ersten Kreuzzuges

Elisabeth Richenhagen

Elisabeth Richenhagen

Doktorandin in der Abteilung Mittelalter (2015–2016)


Das Promotionsprojekt widmet sich dem Phänomen der deutlich zunehmenden Jerusalem-Pilgerfahrten im Laufe des 11. Jahrhunderts. Schon ab dem 3. Jahrhundert brachen die ersten Pilger ins Heilige Land auf, eine beschwerliche und kostspielige Reise, die nur Wenigen vorbehalten war. Um die Jahrtausendwende erfuhr das Pilgerwesen jedoch einen deutlichen Aufschwung: In den Quellen häufen sich die Berichte über die neuen Pilgerströme, von Einzelnen über kleinere Gruppen bis hin zu »Massenpilgerfahrten«, die den Zeitgenossen außergewöhnlich, manchmal auch beängstigend erschienen.

Zur gleichen Zeit begann auch aus der ganzen Welt eine so unglaublich große Menge zum Grab des Erlösers zusammenzuströmen, wie sich keiner vorher hätte erträumen lassen. (...) Die meisten sehnten sich von Herzen dort zu sterben, bevor sie wieder nach Hause zurückkehrten.

Radulfus Glaber, Historiarum libri quinque

 

Ein erstes Anliegen der Arbeit ist die Erschließung eines bislang kaum bekannten Quellenkorpus aus historiografischen und hagiografischen Texten, Urkunden, Testamenten und Briefen. Im Vordergrund der Untersuchung stehen die Motivation der Pilger im Spannungsfeld von religiöser Reise und weltlicher curiositas sowie die Frage nach der Verortung und Vergegenwärtigung Jerusalems im Westen am Vorabend des ersten Kreuzzugs.